Umschmeichelnde Tonkaskaden
„Dannenberger Frühling: Shin-Heae Kang erstaunt mit ihrer Tastenartistik – Erstaunliche Tastenartistik: Die Pianistin Shin-Heae Kang zeigte am Sonnabend beim Dannenberger Frühling einmal mehr, dass sie Musikalität und technische Raffinesse auf hohem Niveau zusammenführen kann.
Shin-Heae Kang spielt Liszt – und das Publikum ist begeistert und verblüfft Zeuge von etwas Unglaublichen. Es hört es ja und kann, wenn es glücklich sitzt, sogar die Hände über die Tasten zaubern sehen – aber trotzdem: Wie schafft die junge Künstlerin das?
Der zahlreiche Besuch am Sonnabend im Ohmschen Haus bei der Konzertreihe Dannberger Frühling zeigte, dass sich die Pianistin Shin-Heae Kang in Lüchow-Dannenberg einen guten Ruf erarbeitet hat. Aber ihre Fertigkeiten im Bereich der Tastenartistik erstaunen immer wieder aufs Neue.
Sechs Impromtus von Franz Schubert stehen am Anfang des Konzertabends. Zurückhaltend und langsam, fast kindlich einfach beginnt der erste Zyklus (D 899). Ein schwieriger Start, denn die Künstlerin muss ohne Pomp ihr Einfühlungsvermögen beweisen, Spannung auf die Besucher übertragen bei einfachsten Mitteln. Die beliebten Stücke sind Schubert einfach gut gelungen. Eingängig und abwechslungsreich verwendet er schöne Melodien in langsamen und schnellen Sätzen. In der Nr. 3 überzeugt Shin-Heae Kang, wie sie die langsame traurige Melodie mit Tonkaskaden umschmeichelt, und in Nr. 4 berührt die lebendige Bewegung der Musik. Die Nr. 2 und Nr. 3 aus D 935 runden das geglückte Bild ab. Ähnlich konzentriert wie die Pianistin verfolgen die Zuhörer ihr Spiel.
Das Scherzo Nr. 2 op. 31 in b-moll von Frédéric Chopin bietet zu Schubert anfänglich einen Kontrast. Chopin nutzt die Möglichkeiten des Flügels größer aus. Die Finger und Hände von Shin-Heae Kang fliegen – und dann eine langsame Passage zur Ernüchterung. In der Grundkonzeption dem zuvor Gehörten durchaus vergleichbar, bringt die Künstlerin die ausgewogene Komposition zwischen Musikalität und technischer Raffinesse zum Klingen.
Nach der Pause spielt die Pianistin als erstes die sogenannte Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven. Das ist wunderschön, aber auch langatmig. Obwohl Shin-Heae Kang gut die Spannung hält, geraten die Gedanken doch ins Wandern. Da kommt der schnelle dritte Satz gerade recht. Eine hervorragende Interpretation liefert die junge Künstlerin mit den Nocturnes op. 9 Nr. 1 b-moll und KK IVa Nr. 16 cis-moll von Frédéric Chopin. Das erste wirkt wie so dahingespielt. In sich flüssig setzt ein Gedanke den nächsten fort. Im zweiten Nocturne beschwört die Pianistin das Gefühl herauf, mitten in einem schönen Traum zu sein. Ein großes Können, das glaubhaft rüberzubringen.
Dagegen sind die „6 Grandes Etudes de Paganini“ von Franz Liszt und Nicolo Paganini technisch extrem schwer. Erstaunlich, was Shin-Heae Kang dabei leistet. Nicht sie war die Getriebene der Stücke, sondern ihr Gestaltungswille formte den Vortrag. Das mit Recht begeisterte Publikum wird sich bestimmt auf ein Wiedersehen freuen.“
NIEDERSÄCHSISCHES TAGEBLATT – ELBE-JEETZEL-ZEITUNG
Romantische Klavierklänge
„Shin-Heae Kang spielte Schubert, Brahms und Schumann in der Stadthalle – Es kommt nicht oft vor, dass in Norddeutschland geborene Künstler in Abokonzerten mit Weltklasseniveau auftreten. Diese besondere Ehre wurde am Donnerstagabend der Kieler Pianistin Shin-Heae Kang zuteil. Beinahe unglaublich mutet es an, was für ein anspruchsvolles und überaus anstrengendes Programm sie trotz ihrer Jugendlichkeit in der Stadthalle Eckernförde präsentierte.
Die Stadthalle war zwar ausverkauft, dennoch nicht voll besetzt. Und die mit zahlreichen Preisen hochdekorierte Pianistin, die inzwischen auch auf CD zu hören ist, hatte sogar ihren Fanclub dabei. Dieses Mal spielte sie ausschließlich romantische Werke deutsch-österreichischer Herkunft.
Gleich zu Anfang erklang ein echtes Hammerwerk der Musikgeschichte: die kräftezehrende und hörbar schwierig zu interpretierende Wanderer-Fantasie C-Dur op, 15 D 760 von Franz Schubert. Eher schön zurückhaltend leicht mit schlankem, transparentem Anschlag, wollte Shin-Heae Kang nicht in die Fußstapfen anderer Pianisten treten, die mit diesem Werk gleich kraftvoll im Fortissimo ihre Zuhörer bei den Ohren packen. Sondern sie wollte mit einem zeitweise agogisch großzügigen Spiel die Musik lyrisch atmen lassen. Nach dem von Franz Liszt transkribierten Robert-Schumann-Lied Widmung erklangen vor der Pause noch die Variationen über ein Thema von Paganini op. 35 von Johannes Brahms, das gespickt ist mit allerlei Fallen und technischen Ösen, die Shin-Heae Kang aber sehr gut meisterte.
Kaum ein anderer Pianist würde nun wagen, Schumanns nachdenkliche Fantasie C-Dur op. 17 folgen zu lassen. Erst Erfahrene tasten sich sonst vorsichtig an das komplexe Werk heran. Nicht so Shin-Heae Kang, die es, wie die Satzüberschrift fordert, „durchaus phantastisch“ vortrug und die Zuhörer in Staunen versetzte ob ihres kontemplativen Spiels. Mit der virtuos-begeisternden und technisch sehr heiklen Rhapsodie espagnole von Liszt riss sie die Zuhörer zuletzt doch noch in ihren Bann und verabschiedete sich mit einer stillen Scarlatti-Sonate als Zugabe.“
KIELER NACHRICHTEN
Faszinierender Klavierabend – Shin-Heae Kang erntete Riesenbeifall
„Wenn man sich die Frage stellt, worauf die große Beliebtheit der Konzertreihe Eckernförde zurückzuführen ist, liegen zwei Antworten nahe: Zum Einen ist es die hohe Qualität der musikalischen Darbietungen, zum Anderen der Abwechslungsreichtum der Konzerte von großer Orchestermusik bis hin zu Solodarbietungen.
Beim jüngsten Konzertabend war die deutsch-koreanische Pianistin Shin-Heae Kang in der Stadthalle zu Gast. Sie wurde 1987 in Kiel geboren und hat bereits sehr früh Konzerte gegeben. Die Künstlerin bot ein Klavierprogramm mit Werken aus der Romantik, wobei Franz Schubert (1797 – 1828) auf den Übergang von Klassik zu Romantik einzuordnen ist. Mit Schuberts „Wanderer-Fantasie“ begann das Konzert; sie hat fast die Ausmaße eines Klavierkonzertes (25 Minuten), ist ausgesprochen virtuos gehalten und enthält viele bravouröse Effekte. Das zu Grunde liegende Thema, ist das Lied „Der Wanderer“, das Schubert 1816 komponiert hatte. Sehnsucht und Welttrauer gipfeln in dem Satz „Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück“.
Die hochtalentierte Pianistin begann kraftvoll und energisch, nahm die Wiederholung aber abgestuft. Ihr subtiler Anschlag konnte alle Feinheiten herausarbeiten; das leichtfüßige Presto zeigte deutlich die Eigenart der Künstlerin: die linke Hand besonders zu betonen, wie sie überhaupt die Unterstimmen klar hervorholte. Das Werk erklang virtuos und wurde überzeugend gestaltet – die Zuhörer waren begeistert. Das Schumann-Lied „Widmung“ erklang in einer Bearbeitung von Franz Liszt. Es war eine hübsche Einlage, die weich und einfühlsam vorgetragen wurde.
Der Fazioli-Flügel konnte viel an Differenzierung verdeutlichen, was sich auch in dem folgenden Werk als sehr gut herausstellte: den 14 Variationen über ein Thema von Niccolo Paganini von Johannes Brahms (1833 – 1899). Die Spielart der Künstlerin zeigte deutlich, dass die Variationen vielfach gegensätzlich angelegt sind – die Pianistin holte alle von Brahms eingearbeiteten Feinheiten und Raffinessen heraus, wobei große Fingerfertigkeit und künstlerischer Einsatz stark gefordert waren. Die Künstlerin gestaltete das Werk sehr differenziert. Es waren kurze Variationen, bei denen das vorgestellte Thema gelegentlich hinter der Bearbeitung zurücktrat – die Pianistin zeigte das sehr deutlich – insgesamt eine großartige Leistung.
Ein weiteres umfangreiches Werk (35 Minuten) war die Fantasie in C-Dur, op. 17 von Robert Schumann (1810-1856); das Stück hat die interessanten Satzbezeichnungen Satz 1: „Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen“; Satz 2: „Mäßig: durchaus energisch“; Satz 3: „Langsam getragen: durchweg leise zu halten“. Die ausgezeichneten dynamischen Abstufungen zwischen melodischen und akkordischen Passagen holte die Künstlerin bestens heraus – sie hielt sich weitgehend an die Schumannschen Vorgaben, brachte aber auch sehr persönliche Interpretationsphasen, mit denen sie ihr hervorragendes Spiel mit unterschiedlicher Farbgebung gestaltete. Der zweite Satz kam sehr rhythmisch und straff, zügig im Duktus; und besonders virtuos erklang der dritte Satz: weich und innig mit viel Emotion. Das Werk hinterließ einen tiefen Eindruck.
Bei der „Rhapsodie espagnole“ von Franz Liszt (1811- 1886) stand die Virtuosität eindeutig vor dem musikalischen Gehalt. Das Stück wurde bestens gemeistert, wobei vor allem eine schlafwandlerische Treffsicherheit gefordert war – und makellos geboten wurde. Der furiose Schluss führte zu einem Riesenbeifall, der als Zugabe eine Sonate von Domenico Scarlatti brachte, feinfühlig gestaltet.“
ECKERNFÖRDER ZEITUNG
Jeder Flügel hat eine eigene Seele
„Shin-Heae Kang ist eine großartige Pianistin.“ Dieses Lob über die 26-jährige Musikerin aus Holtsee kommt nicht von irgendjemanden, sondern von der berühmten Pianistin Martha Argerich, der Kang 2011 vorspielen durfte. „Sie fand es fantastisch“, so Kang. „Ich war sehr berührt, denn was Argerich sagt, ist sehr bedeutsam.“
Shin-Heae Kangs musikalische Karriere begann bereits mit zwei Jahren. „Als ich ein Jahr alt war, habe ich zu Weihnachten ein Spielzeugklavier bekommen“, so Kang. Ihre Mutter habe ihr koreanische Lieder vorgesungen und mit zwei Jahren fing sie an, diese Melodien auf dem Klavier nachzuspielen. „Meine Mutter hat es gehört und sich gedacht, dass sie etwas tun muss.“ Sie rief einen Klavierlehrer in Kiel an und organisierte ein Vorspielen. „Es war ein richtiges Klavier, das war ich nicht gewohnt“, erinnert sich Kang. „Ich habe probiert und dann kamen die ersten Töne und ich habe Lieder, die ich kannte, gespielt.“ Die Lehrerin sei so begeistert gewesen, dass sie Kang drei Jahre lang unterrichtete.
Mit fünf Jahren gab sie ihr erstes Konzert in Kiel vor 300 Musikbegeisterten. Den Wettbewerb „Jugend musiziert“ gewann Kang mit acht Jahren zum ersten Mal. Mit einem Orchester spielte Shin-Heae Kang mit neun Jahren zum ersten Mal. „Es ist etwas Unglaubliches, wenn man mit neun Jahren neben einem Orchester sitzt. Da habe ich gemerkt, was Verantwortung bedeutet. Es hat riesigen Spaß gemacht.“ Besonders beeindruckt hat Kang auch ihr Auftritt mit den Berliner Philharmonikern, mit denen sie ein Klavierkonzert von Mendelssohn spielte.
Kang besuchte die Hochschule für Musik und Theater in Hannover neben ihrer Schule in Kiel. „Mein damaliger Musiklehrer wollte, dass ich mit 15 Jahren die Schule abbreche, um mich ganz auf die Musik zu konzentrieren“, so Kang. Aber das sei für sie nie in Frage gekommen. „Allgemeinbildung finde ich sehr wichtig. Musik ist auch eine geistige Betätigung, deswegen ist die geistige Entwicklung wichtig.“ Diese helfe, die richtige Einstellung zum Leben zu finden. „Und die muss man erstmal lernen“, so Kang, die Französisch und Physik als Leistungskurse gewählt hatte. Sie ging in der Woche auf das Max-Planck-Gymnasium in Kiel und fuhr am Wochenende nach Hannover. 2010 beendete Kang ihr Studium mit einer Arbeit über die dritte Klaviersonate von Johannes Brahms. Deswegen verbindet Kang eine besondere Beziehung zu dem Komponisten. Aber auch Schumann mag sie sehr. „Ich beschäftige mich generell immer mit den Stücken, die ich spiele, und den Komponisten. Ich empfinde sehr viel dabei und das möchte ich mit dem Publikum teilen.“
Wenn Kang morgen um 20 Uhr ihr erstes Konzert in der Eckernförder Stadthalle spielen wird, ist es schon etwas anderes. Immerhin hat sie bereits in Spanien, Italien, der Schweiz und sogar Puerto Rico Konzerte gegeben. „In Eckernförde zu spielen ist aber etwas ganz Besonderes“, so Kang, die Werke von Schubert, Schumann, Brahms und Liszt spielen wird. Shin-Heae Kang liebt es, Konzerte zu geben. „Ich entdecke den Sinn der Musik neu während des Konzerts. Ich lerne unglaublich viel in diesem Moment.“
ECKERNFÖRDER ZEITUNG – PORTRAIT
Eine große Ladung Romantik
„Shin-Heae Kang spielte in der Reihe „Junge Pianisten“ im Kloster Medingen ein Mammutprogramm mit Schubert, Liszt und Chopin. Ohne jeden Zweifel spielt die junge Frau mit einer unerhörten Reife. Sie erschreckt ihre Zuhörer an keiner Stelle mit Protzerei, obwohl sich die Partituren dafür anböten.
Mit einem traumhaften Anschlag und in glasklar souveräner Wiedergabe überspringt sie alle technischen Hürden mit Eleganz und Charisma. Lockere Handgelenke und elastische Finger malen ein farbkräftiges musikalisches Bild, auf dem kein Krakel stört.
Shin-Heae Kang wird nach der Pause noch einmal 60 Minuten spielen; an keiner Stelle aber geht diese Gewalttour auf Kosten der Durchsichtigkeit. Sie interpretiert ihren Liszt und man begreift, dass die Damen früher in den Konzerten des Komponisten in Ohnmacht gefallen sind vor Begeisterung.
Sie meistert die Kaskaden und das „Non-plus-ultra an Schwierigkeit“ (Hans von Bülow) des Chopin mit slawischer Schwermut, patriotischem Feuer („Revolutions-Etüde“) und Präzision. Sie bietet ein schillerndes Klangpanorama in federnd-elastischer Tongebung und mit unbeirrbarer Sicherheit.“
PRESSE STADT BAD BEVENSEN